Zur Historie des Tharandter Meilers im Breiten Grund:
Heinrich Cotta gründete 1811 eine private Forstschule in Tharandt, nachdem er aus dem thüringischen Zillbach (Sachsen-Weimar-Eisenach) nach Tharandt übersiedelte. 1816 wurde daraus die „Königlich Sächsische Akademie“ und 1830 bis 1870 die „Königlich Sächsische Akademie für Forst- und Landwirthe zu Tharand“ und damit die einzige akademische Ausbildungsstätte für diese Beruf in Sachsen in dieser Zeit.
Der Nachfolger Cotta`s, der aus Lauterberg im Harz kommende Edmund Freiherr von Berg, verfügte bereits 1846 in seiner Funktion als Direktor der Akademie den Aufbau eines Meilers zu Lehr- und Übungszwecken. Die Schüler und Studenten hatten somit Gelegenheit, am praktischen Beispiel den Weg des Holzes zur Holzkohle zu erfahren. Die Köhlerei wurde als Lehrfach eingeführt und somit erfolgte die Unterweisung „im Praktischen der Köhlerei“. Damals stand noch der Nutzen als Reduktionsmittel für die Erzverhüttung, die Wasserwirtschaft oder die Glasindustrie im Mittelpunkt. Erst als zum Ende des 19. Jahrhunderts Steinkohlekoks diese Einsatzzwecke weitestgehend ablöste, nahm der Anteil Grillkohle zu. Doch schnell waren neben den Studenten auch die Tharandter und ihre Gäste für den Meiler im romantischen Grund zu begeistern. Neben den wissenschaftlichen Erläuterungen wurden gebratene Würste und ein herzhafter Trunk zunehmend interessant.
Im Meilerofen wurde vor und nach dem 2. Weltkrieg gewerbsmäßig Holzkohle für den Betrieb von Holzvergaser-Autos erzeugt. Holzkohle als Betriebsmittel ersparte das lästige Sammeln und Entsorgen der flüssigen Kondensate (Holzessig,-teer) bei Verwendung von Generatorholz.
Wenngleich der Meiler eine so lange Tradition hat, gab es auch Jahre, in denen er nicht rauchte.
Presseberichterstattungen reichen zurück bis 1938/39.
In der DDR wurde unter Leitung von Professor Zieger (*1902 | † 9. Juli 1960 in Tharandt) unter Mitwirkung der Forststudenten Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts der traditionelle Lehrmeiler aufgebaut und i.R. des Meilerfestes – immer unter großer Anteilnahme begeisteter Bürger – entzündet.
Es wurden in dieser Zeit Verkohlungsversuche mit unterschiedlichen anderen Hölzern, insbesondere Restholz, durchgeführt; die Prozessdaten wurden gemessen und die Ausbeuten bilanziert. Es entstanden Versuchsmeiler aus Altschwellen der Reichsbahn, Apfelholz – deren Endprodukt für die Lieferung von Farbbildröhren für Fernsehapparate aus Japan Bedeutung hatte – sowie Abbruchholz von Häusern aus Gotha.
Bedeutend stellt sich die Kooperation mit dem Denkmalschutz und dem Dresdner Holzinstitut für die Rekonstruktion der Graffiti-Darstellung aus der Renaissance im Dresdner Residenzschloss dar. Die Verwendung von Nadelholzkohle im Originalputz und deren Produktion der erforderlichen Menge im Drahtwerk Mittweida führten zur im Original wiederhergestellten Darstellungen.
Im Jahr 1976 wurde der Meilerplatz im Rahmen der 16. Arbeiterfestspiele des Bezirkes Dresden verschönert. Stadtverwaltung und Feuerwehr hielten damals die Tradition des Meilers aufrecht.
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1989 wurden Besitzverhältnisse geordnet. Heute ist der Staatsbetrieb Sachsenforst Eigentümer von Grund und Boden des Meilerplatzes und die Stadt Tharandt Pächter.
So erfolgte eine nächste Modernisierung 1997, im Folgejahr wurde die Stadt Tharandt als erste Kommune Mitglied im Europäischen Köhlerverein. (Austritt 2021). Heute ist der am 6. Juni 2008 gegründete Meiler Tharandt e.V. (Meilerverein), der die alte Tradition noch bewahrt.